Bedenken Sie, daß Sie auf den hochpräzisen optischen Flächen jedes einzelne Staubkorn wahrnehmen können - ganz im Gegensatz zur normalen Oberflächen. Etwas Staub auf dem Spiegel hat keinerlei Einfluß auf die optische Leistung eines Teleskops. Nehmen Sie etwas Staub in jedem Falle gelassen hin.
Irgendwann kommt jedoch immer der Tag, an dem man sich durchringt, eine Optik zu reinigen und es könnte der Tag sein, den man am liebsten verfluchen möchte. Nach der Reinigung mit den einfachen hier beschriebenen Methoden bleiben manchmal doch irgendwelche zarten Schlieren zurück, die einem den Anblick der Optik gründlich vermiesen können. Diese Schlieren haben jedoch keinen Einfluß auf die Abbildungsleistung. Man sollte diese Schlieren lieber so auf der Optik belassen, als in Versuchung zu geraten, mit wildem Polieren diese Schlieren bekämpfen zu wollen.
Natürlich gibt es auch Verschmutzungen, die man nicht über längeren Zeitraum tolerieren sollte. Insbesondere Fette, die Säuren beinhalten, können über einen längere Sicht hinweg (mehrere Wochen und Monate) die Vergütung einer Optik angreifen. Darunter fallen nicht nur die allseits beliebten Fingerabdrücke, sondern auch Fett von den Wimpern oder auch Blütenstaub. Nach einer Beobachtungsnacht im Frühling sollte man am besten gleich seine Optik ansehen und den Blütenstaub gegebenenfalls wegblasen. Mit dem nächsten Tau gibt es sonst eine zähe Kruste. Überhaupt ist die Vermeidung von Verschmutzung immer die beste Alternative.
Destilliertes Wasser ist ein universelles Reinigungsmittel und wird fast immer für den letzten Reinigungsgang verwendet. Im allgemeinen reicht auch das demineralisierte Wasser für den Haushaltsbedarf (z.B. für Autobatterien). Allerdings sind in diesem Wasser noch geringe Spuren von Verunreinigungen enthalten. Richtiges destilliertes Wasser ist teurer, Sie erhalten dies in der Apotheke oder im Chemiefachhandel.
Fettrückstände lassen sich schonend mit Alkohol lösen. Hier sollte man möglichst reinen Alkohol kaufen (98-100%). Weniger hochprozentiges reinigt zwar auch gut, hinterläßt aber nachdem der Alkohol verdunstet ist, einen Belag aus Wassertröpfchen. Diese trocknen deutlich langsamer ab. Was für ein Alkohol es ist (Ethylalkohol, Isopropylalkohol), spielt letztendlich keine Rolle. Man muß nur aufpassen, daß der Alkohol nicht in falsche Hände gelangt. Kleine Mengen (100mml) reichen völlig aus, da man die Optiken in der Regel nicht flächig benetzen muß, sondern nur lokal betupft. Für größere Reinigungsaktionen wie bei einem Hauptspiegel kann man statt dem Alkohol auch billigen Spiritus verwenden. Der Spiritus beinhaltet jedoch Stoffe aus der Vergällung, die nicht auf der Optik verbleiben sollten. Nach einer solchen Aktion muß man den Spiritus sorgfältig mit destilliertem Wasser wegschwemmen, am besten noch bevor der Spiritus vollständig verdunstet ist. Daß man bei solchen Aktionen offenes Feuer vermeidet, brauche ich nicht extra zu betonen.
Zur Reinigung größerer Flächen eignet sich holzfreie, feine Watte. Es gibt die Watte auch gröber strukturiert, allerdings hat diese Watte den Nachteil, nicht so saugfähig zu sein und viel mehr zu fusseln. Die Watte ist normalerweise staubfrei verpackt. Wer ganz sicher gehen will, nimmt medizinische, steril verpackte Watte. Von dem machmal empfohlenem x-mal gewaschene Baumwolltuch würde ich Abstand nehmen, es ist doch nur ein Staubfänger. Auch die Optiktücher, die man bei manchen Ferngläsern, Brillen ect. findet taugen nicht für unsere Zwecke. Statt Watte kann man aber auch nicht fusselnde Kosmetiktücher verwenden. Diese Kosmetiktücher sind holzfrei und auch staubfrei verpackt. Papiertaschentücher dagegen sind ungeeignet. Neben härteren Holzfaseren enthalten diese Tücher auch Parfüm und andere Stoffe, die die Optik angreifen können. Für größere Spiegel ist eigentlich ein echter Naturschwamm die beste Lösung, aber dieses Material ist praktisch nicht zu bekommen und sündhaft teuer.
Zum Reinigen kleinerer Flächen oder zum Abtupfen von Flüssigkeitsresten eigenen sich Wattestäbchen sehr gut. Manchmal hat man auch optische Flächen (z.B. bei Barlowlinsen) an die man sonst nicht herankäme und wo ein Wattestäbchen die letzte Alternative darstellt vor dem kompletten Zerlegen der Optik.
Für kleine bis mittelgroße Flächen eignen sich feuchte Brillenputztücher. Diese Brillenputztücher gibt es in Drogerien, eingeschweißt und schon mit der Reinigungsflüssigkeit getränkt. Diese Tücher sind eigentlich das ideale Werkzeug, wenn es schnell und bequem gehen soll und ein ev. paar Schlieren nicht stören. Die Schlieren lassen sich anschließend auch mit destilliertem Wasser beseitigen.
Wenn man eine flüssigkeitsunempfindliche Optik vorliegen hat, kann man statt dem Blasebalg auch eine Spritze aus dem medizinischen Bereich verwenden. Damit läßt sich destilliertes Wasser sehr dosiert auf die zu reinigende Optik spritzen. Selbst hartnäcker Staub wird so berührungsfrei weggeschwemmt. Bei wirklich hartnäckigen Verunreinigungen sollte man aber vorher natürlich den Schmutz erstmal einweichen lassen.
Einige Amateuer schwören auf spezielle Reinigungsflüssigkeiten für Optiken. Wirklich schlierenfrei arbeiten aber auch diese nicht, dafür kosten sie in der Regel ziemlich viel. Destilliertes Wasser mit etwas geeignetem Spülmittel reicht für die meisten Fälle genauso.
Jede Reinigung einer beliebigen Optik beginnt im Prinzip damit, zuerst alle Schleifbestandteile (z.B. Quarzkörnchen) von der Oberfläche zu entfernen. Das ist der eigentlich kritische Teil bei dem am meisten schief gehen kann. Zunächst sollte man unterscheiden zwischen Optiken, die ins Wasser gelegt werden können wie Spiegel und druckwasserdichte Ferngläser (Fall I ) und Optiken, die wenig Flüssigkeit vertragen wie Okulare und Objektive von Refraktoren (Fall II ). Bei letzteren kann die Flüssigkeit in das Innere des Tubus vordringen und zwischen die Linsen geraten.
Der erste Schritt bei jeder Reinigung sollte der
Blasebalg sein. Damit können Sie meist schon einen guten Teil der
Schleifbestandteile beseitigen und die Gefahr von Kratzer deutlich mindern.
In vielen Fällen wird das vielleicht schon ausreichen. Erst wenn der
Blasebalg keinen Erfolg hatte, sind weitere Schritte notwendig und die
hängen dann von der Art der Verschmutzung und der Optik ab.
Verbrauchsmaterial wie Watte, Wattestäbchen und Brillenputztücher
verwenden Sie immer nur einmal. Wenden Sie auch die Watte und die
Brillenputztücher nicht, sonst transportieren Sie wieder Fett von Ihren
Händen auf die Optik.
Unter flüssigkeitsunepfindlich
möchte ich hier neben druckdichten Ferngläsern auch einzelnen
Spiegel und Linsen verstehen. Das ist der deutlich einfachere Fall,
weil man die Optiken praktisch berührungsfrei mit einem Wasserstrahl
säubern kann. Bei den Ferngläsern seien folgende Typen
stellvertretend genannt: Fujinon FMT-SX-Reihe, Fujinon Mariner,
Fujinon TechnoStabi, Leica Trinovid, ICS Dachkant, Zeiss Victory,
Swarovski, Miyauchi 20x100 (nicht jedoch 15x60 und 20x77). Wenn Sie
sich nicht sicher sind, ob Ihr Fernglas druckdicht ist, setzen Sie
sich mit Ihrem Händler in Verbindung oder nehmen Sie im Zweifel
lieber Fall II an. Sollte nämlich einmal Wasser in den Tubus laufen,
haben Sie ein echtes Problem. Um ein Zerlegen der Optik kommen Sie
dann fast nicht mehr herum.
Die häufigste Verschmutzung von Ferngläsern dürften Fingerabdrücke an
den Objektiven und Okularen sein. Damit man gefahrlos mit Watte oder einem
Tuch (mit Alkohol getränkt) über die Optik wischen kann, muß jedoch noch
der Staub entfernt werden, den der Blasebalg nicht beseitigen konnte. Am
einfachsten geht es berührungsfrei mit einer Spritze, die man mit
destilliertem Wasser auffüllt. Halten Sie das Fernglas mit der zu
reinigenden Fläche nach unten und spritzen Sie vorsichtig das Wasser auf
die entsprechenden Stellen. Man kann diese Prozedur auch etwas radikaler
angehen und das ganze Fernglas einfach unter den Wasserhahn halten. Davor
allerdings schrecken doch die meisten Besitzer zurück und außerdem müßten
Sie dann auch das ganze Fernglas trocken. Sollten Sie diesen Schritt nicht
scheuen, müssen Sie natürlich das kalkhaltige Wasser aus der Leitung
anschließend mit ausreichend destilliertem Wasser wieder entfernen. Lassen
Sie das destillierte Wasser ablaufen und tupfen Sie die verbliebenen
Tropfen mit Wattestäbchen ab. Nun ist die Optik frei von Staub und Sie
können mit einem Brillenputztuch gefahrlos die Fingerabdrücke abwischen.
Für kleinere Flächen wie die Okulare eigenen sich die Wattestäbchen besser.
Diese taucht man in Alkohol und wischt ohne Druck das Fett von der Fläche,
möglichst immer in einer Richtung zum Rand. Benutzen Sie anfangs etwas mehr
Alkohol, um das Fett aufzulösen, danach mit immer neuen Wattestäbchen immer
weniger Alkohl, um das entstandene Emulgat abzutransportieren. Den
restlichen Alkohol lassen Sie nicht verdampfen, sondern wischen ihn mit
einem trockenen Wattestäbchen ab. Die letzte Reinigung kann, muß aber
nicht, auf gleiche Weise mit destilliertem Wasser erfolgen. Damit lassen
sich die letzten verbliebenen Streifen bekämpfen.Ferngläser
Für die Waschung muß der Spiegel vollständig aus der Fassung herausgenommen werden. Bei Spiegeln erübrigt sich natürlich die Prozedur mit dem Blasebalg. Das geht auch einfacher, schneller und radikaler. Legen Sie Ihren Spiegel einfach in die Badewanne und brausen Sie ihn kräftig ab. Natürlich darf das Wasser nicht zu warm sein, sondern sollte ungefähr die Temperatur des Spiegelglases haben. Wenn Sie sich zu diesem Schritt durchringen können, müssen Sie aber auch ausreichend destilliertes Wasser zum Abwaschen vorrätig haben. Das kalkhaltige Wasser aus der Leitung hinterläßt einen fiesen, fast nicht sichbaren Belag auf dem Wasserfilm. Wenn der eintrocknet, gibt das eine fast unlösbare Kruste. Das Abspülen mit destilliertem Wasser sollte dann auch nicht mehr in der Badewanne erfolgen, dort kann immer wiedermal ein Tropfen kalkhaltiges Wasser das destillierte Wasser verunreinigen. Zum Abspülen verwenden Sie dann die bereitgestellte, saubere Wanne. Das einmal verwendete destillierte Wasser wird restlos weggeschüttet. Wer diese radikalen Methode scheut, kann auch über den schräggestellten Spiegel etwas von der Waschlösung rinnen lassen und dadurch den Staub abspülen. Selbstverständlich wird auch dieser Teil der Waschlösung nicht wieder verwendet.
Den Rest der Waschlösung verwendet man dazu, den Spiegel in der gesäuberten Wanne zu baden. Je nach Grad der Verschmutzung läßt man den Spiegel einige Zeit in der Lösung liegen. Im Normalfall reichen 5 Minuten aus. Erst wenn der Spiegel dann noch Reste einer Verschmutzung zeigt, kann man zu härteren Methoden greifen. Am besten erneuert man die Lösung und streift einmal mit der Watte unter Wasser spiralförmig von innen nach außen über den Spiegel: Kein Anpreßdruck. Die Watte wird sofort entsorgt. Gegebenenfalls wiederholt man diese Prozedur mit frischen Wattestückchen. Was dannach noch auf dem Spiegel als Restverschmutzung zu sehen ist, muß darauf verbleiben. Keinesfalls läßt man sich dazu hinreißen, mit Scheuerbewegungen anzufangen oder den Druck zu erhöhen. Luxuriös ausgestattete Amateuer verwenden für diesen Arbeitsgang auch einen frischen, eingeschweißten Naturschwamm, der nach der Säuberung aber nur noch für den eigenen Rücken taugt.
Mit Fettrückständen hat man bei einem Hauptspiegel eher selten zu tun, aber auch das läßt sich manchmal bei Wartungsarbeiten nicht vermeiden. Ebenso können Pollen im Frühling zu einem Problem werden, wenn sie massiv auftreten. Zusammen mit Feuchtigkeit ergeben sie eine hartnäckige Kruste, die auch die Spiegelbeschichtung angreifen kann, wenn sie dauerhaft auf dem Spiegel verbleibt. Bei hartnäckigen Verunreinigungen, kann man der Waschlösung reichlich Alkohol zusetzen. Billiger geht es mit Spiritus, jedoch muß anschließend der Spiegel gründlich mit destilliertem Wasser abgespült werden. Der Spiritus hinterläßt sonst Stoffe aus der Vergällung. Wenn das alles nichts geholfen hat, geht man mit Alkohol und Wattestäbchen den Fingerabdrücken zu Leibe.
Zum Schluß kommt immer das Abspülen mit reichlich destilliertem Wasser. Dazu stellt man den Spiegel wieder schräg und läßt das Wasser daüberrinnen, bis der Spiegel völlig sauber ist.
Nun kann man den Spiegel trockenpusten. Dazu stellt man den Föhn auf maximale Gebläseleistung und auf minimale Heizleistung. Bevor man nun den Spiegel anpustet, läßt man erst einmal den Föhn etwas laufen, damit der Staub aus dem Föhn entfernt wird und kontrolliert die Lufttemperatur. Heiße Luft könnte der Beschichtung oder sogar dem Glas schaden. Statt dem Föhn läßt sich auch eine moderatere Methode verwenden. Dazu tupft man die zurückgebliebenen Wassertropfen vorsichtig mit Wattestäbchen ab. Der Sinn der Trocknung besteht natürlich darin, alle Wassertrofpen zu entfernen, bevor sich wieder Staub an den Wassertropfen fangen kann und dieser als Kruste zurückbleibt.
Karl Thurner