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Astronomische Beobachtung
Astronomische Beobachtung findet meist im Grenzbereich
der Wahrnehmungsfähigkeit statt, es kommt auf jeden Bruchteil an, der
irgendwo verloren geht. Deshalb hier einmal den Vorgang ganz
systematisch:
Himmelsobjekte
Die beobachteten Objekte am Sternhimmel sind extrem
unterschiedlich und spiegeln das pulsierende Leben im Weltall wieder. Die
Objekte senden bzw. reflektieren u.a. sichtbares Licht, das sich im Weltall
weitgehend ungehindert ausbreitet. Die scheinbare Helligkeit nimmt mit
zunehmender Entfernung ab. Bezogen auf unsere Wahrnehmung können die
Objekte sehr groß oder winzig klein, extrem hell oder extrem lichtschwach
sein. Aus dieser Vielzahl ergibt sich auch zwingend, daß ein Gerät nicht
für alles am Besten sein kann.
Atmosphäre
verschlechtert das Bild durch folgende 2 Beiträge:
Transparenz
oder besser mangelnde Transparenz; Wasserdampf und
Lichtverschmutzung blockieren bzw. schwächen ab, feine Details werden
überstrahlt.
Seeing
Turbulenzen, unruhige Luftschichten, haben den Effekt
optischer Flächen, das Bild wird mehr oder weniger stark verzerrt und
deformiert. Der Effekt macht sich mit zunehmender Vergrößerung und mit
zunehmender Öffnung stärker bemerkbar, d.h. mit sehr großer Öffnung sind
absolut ruhige Nächte sehr selten.
Local Seeing
Hausgemachte Turbulenz-Probleme durch mangelnde
Abschirmung von Körperwärme, zu geringem Abstand von Mitbeobachtern, das
Beobachten von beheizten Gebäuden aus, das Beobachten zum Fenster hinaus.
Hierzu gehört meiner Meinung nach auch das Beobachten durch einen
Kuppelspalt hindurch, der auch nur den gesamten Luftaustausch im Lichtweg
konzentriert, was dem Bild bestimmt nicht hilft. Auch in dieser Frage gibt
es sehr deutliche Unterschiede zwischen Fotografie und visueller
Beobachtung, wobei hier wiederum die Fotografie andere Anforderungen
stellt.
Teleskop + Okular
Jede Optische Fläche, egal ob im Teleskop oder im
Okular, kann im Maximalfall nur das Bild unverfälscht durchlassen, in der
Praxis strebt man möglichst geringe Bildfehler an. Das am Ende sichtbare
Bild ist praktisch der Rest, der nach Abzug aller Fehler übrigbleibt. Die
Gesamtleistung kann nicht besser sein als das schwächste Glied in dieser
Kette, die Fehler addieren sich eher. Je weniger optische Flächen ihren
Bildfehler beitragen, desto besser wird das Bild. Ohne Okular entsteht kein
visuell nutzbares Bild, mit einem schlechten Okular kann auch ein perfektes
Teleskop nur ein schlechtes Bild bringen.
Auge
Bei der visuellen Beobachtung bleibt als Endstation das Auge
des Beobachters, das sich auch aus folgenden Komponenten zusammensetzt: Die
"Optik", die nur bei Astigmatismus mit Brille benutzt werden muß, von allen
anderen Brillenträgern am Teleskop ohne Brille verwendet werden sollte. Der
freie Pupillendurchmesser. Falls dieser kleiner ist als die
Austrittspupille des Teleskops wird die vorhandene Öffnung nicht voll
genutzt. Die häufig zitierte Tabelle mit Alter und Durchmesser ist in
Anbetracht der Bandbreite individueller Abweichung eher Unfug. Beim
Astro-Workshop 1998 am Gahberg wurden Pupillendurchmesser vermessen, unter
anderem von 11 Amateur-Astronomen im Alter von 60 bis 77 Jahren: Die
Durchschnittsöffnung war 6,8mm, selbst mit 77 Jahren sind über 7mm möglich,
kein einziger lag unter 6mm Pupillenöffnung! Die Netzhaut. Maximale
Detailerkennung bei ausreichend hellen Objekten erfolgt mit direktem Sehen
im zentralen Fleck. Extrem lichtschwache Dinge können dagegen besser mit
indirektem Sehen wahrgenommen werden, indem das Beobachtungsobjekt in die
Mitte zwischen Augenmitte und Nase gestellt wird. Die nächtliche
Wahrnehmungsfähigkeit hängt entscheidend von der Nachtadaption ab. Das
weite Öffnen der Pupille ist dabei eher belanglos. Bei längerem Aufenthalt
im Dunkeln läßt das Gehirn Rhodopsin produzieren und in die Netzhaut
einlagern, was die relative Wahrnehmungsfähigkeit um mehrere Tausend
erhöht. Es dauert mindestens eine halbe Stunde, bis die Adaption weitgehend
aufgebaut ist, nach einer 3/4-Stunde ist das Maximum erreicht, und schon
beim ersten hellen Licht kann alles wieder von vorne beginnen.
Voraussetzung für maximale DeepSky Wahrnehmung ist ein sehr hoher Grad an
"Gesundheit", d.h. ausreichend Sauerstoff- und Kohlehydratversorgung, den
ganzen Tag und in der Beobachtungsnacht keinen Alkohol, selbst nicht in
geringen Dosen, den ganzen Tag möglichst keine Bildschirmarbeit, und einige
Tage lang keine Sonnenbeobachtung. Allen Kettenrauchern kann ich das
Aufhören empfehlen, und bis dahin eine hohe Vitaminzufuhr am
Beobachtungstag, damit läßt sich der Wahrnehmungsverlust auf "nur" 1/4
reduzieren, was sich übrigens durch eine größere Optik ausgleichen
läßt.
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