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Die erste Optik
Als erstes optisches Instrument zur
Himmelsbeobachtung würde ich ein gutes 7x50 Fernglas empfehlen, vielleicht
auch ein 10x50 oder ein 10x70. Im Vergleich zur Beobachtung mit dem nackten
Auge liefert ein 7x50 bereits 50 mal soviel Licht, d.h. an sehr dunklen
Standorten werden bereits sehr schöne Beobachtungen möglich, insbesonders
bei Verwendung von Nebelfiltern. Das große Gesichtsfeld macht das Finden
leicht, und ein gutes Fernglas kann man immer brauchen.Im Vergleich zum
7x50 bringt ein 10x70 nochmals die doppelte Lichtmenge und ein 100mm Bino
4-fache Lichtleistung, um wieder das 50fache Lichtsammelvermögen eines 7x50
zu erreichen, müßte man bereits zum Bino mit 350mm Öffnung greifen. Dies
verdeutlicht, welchen gewaltigen Fortschritt bereits ein 50mm Fernglas
bringt. Unter guten Bedingungen ist ein Fernglas für die Beobachtung
großflächiger Strukturen ideal, und wird auch immer wieder mal gerne
hergenommen, sofern die Bildqualität stimmt. Bei Ferngläsern ist die
qualitative Bandbreite enorm, eine astronomisch sinnvolle Qualität stellt
eher die absolute Ausnahme dar, und ist nicht gerade billig.
Oder doch ein Teleskop?
Für das gleiche Geld bekommt man auch ein kleines
Teleskop, das höhere Vergrößerung zuläßt und bei Mond und Planeten mehr
bringt als ein Fernglas, ebenso unter schlechteren Standortbedingungen
sinnvoller einzusetzen ist. Falls es ein kleines, billiges Teleskop sein
soll: Es ist schwer genug, für wenig Geld eine gute Optik und eine halbwegs
stabile Montierung zu liefern. Je einfacher Optik und Mechanik aufgebaut
sind, desto größer ist die Chance, daß es etwas taugt. Gute Okulare sind
teuer, ein brauchbares Okular ist besser als ein reichhaltiges Sortiment
Müll. Anbieter, die irreal hohe Vergrößerungen versprechen, verstehen
entweder selbst nichts von der Sache, oder zielen auf die Unkenntnis
potentieller Käufer; in keinem Fall ein Grund, demjenigen was abzukaufen.
Meiner Meinung nach macht ein Teleskop aber erst ab 8 Zoll (200 mm freie
Öffnung) richtig Sinn, d.h. die Investition in ein kleines Teleskop ist für
mich verlorenes Geld, während man das Fernglas später immer noch verwendet.
Die richtige Entscheidung kann nur jeder für sich selbst treffen. Man ist
bereits ein gutes Stück weiter, wenn man sich über folgende Punkte im
Klaren ist:
- Budget
- Standort / Transportabilität
- Fotografie oder visuelle Beobachtung
Budget
Nicht jeder hat gleiche Interessen, nicht jeder kann
oder will gleich viel Geld für dieses Hobby ausgeben. Auch wenn der
Kaufpreis nicht klar begrenzt ist: Anstatt theoretische Vor- und Nachteile
verschiedener Systeme abzuwägen, kann man sich fragen: Welches Teleskop
bringt maximale Leistung pro DM ?
Standort / Transportabilität
Die Qualität des Nachthimmels ist für die Deep-Sky
Beobachtung unheimlich wichtig. Wer außer Mond und Planeten richtig was
sehen will, kommt um einen dunklen Standort nicht herum. Zwar lassen sich
auch in Städten und Vororten, d.h. bei massiver Lichtverschmutzung, einige
Objekte beobachten, wobei hier Nebelfilter, speziell bei planetarischen
Nebeln, eine Verbesserung bringen können; so sind doch unter einem dunklen
Himmel selbst mit einem deutlich kleineren Gerät teilweise erheblich
bessere Wahrnehmungen möglich, wobei natürlich ein großes Teleskop unter
sehr guten Bedingungen noch besser ist. Sozusagen als Appetitanreger für
alle, die bisher nicht gezielt dunkle Gegenden aufsuchen: Die Andromeda
Galaxie sieht man an dunklen deutschen Standorten im 20x100 Fernglas mit
2,5° bis 3,5° Ausdehnung, mit Spiralarm. Von Augsburg aus sieht man im
20x100 nur den zentralen Fleck, ohne jede Struktur. Schlicht und einfach,
wenn sich die Atmosphäre zu einer 20%igen Milchglasscheibe addiert, bleibt
jedes Objekt und auch jedes Detail unterhalb dieser Schwelle unsichtbar.
Für alle, die ihr Teleskop nicht unter sehr guten Bedingungen stationär
aufstellen können, d.h. die meisten von uns, ist Transportabilität oberstes
Gebot.
Fotografie oder visuelle Beobachtung
Das klassische "sowohl als auch" hilft hier nicht
sehr viel weiter. Für Fotografie und Beobachtung bestehen höchst
unterschiedliche Anforderungen. Das alleskönnende Allroundgerät gibt es
nicht, speziell bei engem Budget kann die Entscheidung für beides,
Fotografie und Beobachtung, leicht auf einen Kompromiß hinauslaufen, bei
dem beides nicht richtig geht. Wer nur beobachten will, sollte sein Geld
primär in einen möglichst guten, großen Spiegel stecken, und ist mit einem
guten dobson-montierten Newton bestens bedient. Es gibt kein System, das
auch nur annähernd derartig viel Seherlebnis für`s Geld bringt. Wer
sinnvoll Astro-Fotografie betreiben will, steckt einen sehr großen Teil
seiner Investition in eine parallaktische Montierung, die extrem stabil und
präzise sein muß. Alle mir bekannten Astro-Fotografen mit vorzeigbaren
Ergebnissen betreiben einen sehr großen Aufwand, incl. CCD Auto-Guider und
Fotolabor. Auch hinsichtlich der Optik stellen sich ganz andere
Anforderungen: Für Fotografie ist ein kurzbrennweitiges Öffnungsverhältnis
vorteilhaft, sehr wichtig sind eine möglichst flache, wenig gewölbte
Brennebene und eine gute Ausleuchtung bis in die Bildecke. Dagegen hat
selbst der beste Film einen derart geringen Kontrastumfang, daß nicht mal
eine Obstruktion von 50% Durchmesser wahrgenommen werden kann. Visuell
würde ich eine Obstukion unter 20% anstreben. Das Auge mit seinem
flächenmäßig wesentlich kleineren Wahrnehmungsbereich kann dafür sehr gut
mit einer kugelförmigen Brennebene und einem extremen Helligkeitsabfall am
Rand zurechtkommen. Für die visuelle Beobachtung muß die Optik maximales
Auflösungsvermögen und maximale Kontrastschärfe haben.
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