Je nach Interessenlage und Teleskop sind
unterschiedliche Okulare nötig. Die Austrittspupille (Öffnung :
Vergrößerung) erlaubt relativ allgemeingültige Aussagen. Die für eine
bestimmte Austrittspupille erforderliche Okularbrennweite läßt sich direkt
für jedes Teleskop berechnen: AP mal f/ = fOkular.
4 - 6 (max. 8) mm Austrittspupille. Die Begrenzung hierfür ist der Pupillendurchmesser des Auges. Der maximale Pupillendurchmesser ist ca. 7-8mm für ein gesundes, junges Auge. Im Alter sind erhebliche individuelle Abweichungen möglich. Wie die Gahberg-Studie gezeigt hat, sollten sich aktive Beobachter selbst mit 70 Jahren nicht unter 6mm einschätzen. Eine größere Austrittspupille ist nicht schädlich, sondern unwirtschaftlich. Die übersteigende Lichtmenge wird nicht wahrgenommen sondern zur Beleuchtung des Gesichts verwendet; man könnte genausogut ein entsprechend kleineres Teleskop verwenden. |
TeleVue Plössl (größeres Bild, 21 KB) |
Vixen LV (größeres Bild, 17 KB) |
Sofern nicht das
größtmögliche Gesichtsfeld erzielt werden soll, halte ich eine
Austrittspupille von ca. 5 mm für vollkommen ausreichend. Eine
Austrittspupille über 5 mm bringt zwar ein helleres Bild. Dies macht jedoch
nur bei absolut dunklem Nachthimmel einen Sinn, und bringt für die
Wahrnehmung einiger lichtschwacher Objekte nur eine geringe Steigerung zum
absoluten Maximum.
Für angehende Astronomen ist auch ohne Widefield-Interesse ein Okular mit großem Gesichtsfeld wichtig, es wird sonst schwieriger, sich am Himmel zurechtzufinden. |
0,5 mm Austrittspupille
stellt die Maximalvergrößerung dar, jede weitere Vergrößerung bringt nichts
mehr. Nutzbar sind 0,5 mm Austrittspupille nur zum Trennen enger
Doppelsterne, und am äußersten Limit des Teleskops zur Wahrnehmung
schwächster Details. 0,8 mm Austrittspupille bringt bei perfektem Seeing die maximale Wahrnehmbarkeit kleiner, kontrastarmer Details, und ist die sinnvolle Maximalvergrößerung für Planeten. |
TeleVue Panoptic (größeres Bild, 15 KB) |
Das oben gesagte betrifft u.a. die Beobachtung von Planeten, d.h. die Wahrnehmung kleiner, kontrastschwacher, aber auch ziemlich heller Details.
Pentax XL (größeres Bild, 18 KB) |
Ein anderer Grund, hoch zu
vergrößern, besteht in der Wahrnehmungsschwelle des Auges für schwache
Kontraste.
Es ist egal, ob es sich um ein eigentlich helles Objekt im lichtdurchfluteten Stadthimmel, ein extrem lichtschwaches Objekt bei dunklem Himmel, oder ein schwaches Detail in einem Objekt handelt. Das Auge braucht einen gewissen Mindest-Helligkeitsunterschied, um etwas zu sehen, und dieser Helligkeits-Unterschied darf mit linear zunehmender Fläche einer Bildkomponente expotentiell kleiner werden. |
Die Wahrnehmbarkeit steigt also expotentiell mit zunehmender Größe, während die Flächenhelligkeit nur linear mit zunehmender Vergrößerung sinkt.
Erst bei hoher Vergrößerung schöpft man die Wahrnehmungsgrenzen seines Teleskopes im Deep Sky Bereich aus. Bei einem kleinen Teleskop wird man sehr hoch vergrößern, um das Objekt überhaupt sehen zu können; mit etwas mehr Öffnung wird man es schon mit Minimalvergrößerung genauso sehen; deutlich mehr, z.B. Spiralarme einer Galaxie, sieht man mit hoher Vergrößerung. Mit großer Öffnung sieht man bei Maximalvergrößerung vielleicht schon Details in den Spiralarmen.
Man muß hier auch das Sehen neu lernen, z.B. im Eskimo-Nebel bei unterdurchschittlichem Seeing und hoher Vergrößerung, ein riesengroß aufgeblasenes, pulsierendes, waberndes Eskimo-Gesicht, das einen angrinst. Es ist besser als ein kleines, ruhiges, "scharfes" Flecklein. So hat jede Nacht, jedes Teleskop, jedes Objekt und jeder Beobachter seine optimalen Okulare und optimalen Vergrößerungen.
Wichtig ist, daß man auch im DeepSky Bereich und auch an bekannten Objekten immer wieder mal höhere Vergrößerungen probiert.
Durch das große Gesichtsfeld der Nagler- oder Widefield-Okulare ist die Staffelung der verschiedenen Okulare nach Brennweite nicht unbedingt richtig. Mit 2000 mm Brennweite sehen Sie mit einem 9 mm Nagler ein 0,37° großes Stück Himmel in 227-facher Vergrößerung, mit einem 15 mm Plössl 0,39° in 133-facher Vergrößerung. In beiden Okularen sehen Sie also praktisch das gleiche Bild, nur eben im Plössl wesentlich kleiner. |
TeleVue Nagler (größeres Bild, 58 KB) |
Nagler-Okulare sind hinsichtlich der Koma-Korrektur am Bildrand sehr gut, und bieten auch bei f/5 außerhalb eines zentralen Bereichs von rund 30 Grad sehr gute Schärfe. Im zentralen Bereich sind die Nagler auch sehr gut, viel besser als billige Primitivokulare, aber hier gibt es eindeutig bessere Okulare. Die 7 oder 8 Linsen mit ihren 14 oder 16 Flächen fordern hier ihren Preis, ich glaube, auch die Koma-Korrektur außen wird minimal etwas in der Mitte kosten.
In der absoluten Bildmitte sind für maximalen
Kontrast möglichst einfach aufgebaute Okulare optimal, z.B. orthoskopische
Okulare oder Plössl, allerdings auch nicht jedes, sondern nur wirklich
gute. Außerhalb eines zentralen 30°-Bereiches sind bei f/5 die Nagler
wiederum besser.
Plössl (größeres Bild, 14 KB) |
Bei einfachen Okularen ist der Pupillenabstand ist immer etwas kürzer als die Brennweite. Bei 20 mm ist der Einblick meist immer gut, unter 10 mm Brennweite wird das Einblickverhalten immer unschöner - man muß ins Okular reinkriechen. Eine noch so perfekte Kontrastleistung nutzt nichts, wenn die Wimpern das Okular laufend zuschmieren. Ebenso leidet die Wahrnehmung ganz erheblich, wenn der Einblick unangenehm ist. |
Aufwendiger konstruierte Okulare bieten meist einen verbesserten Einblick. So z.B. Vixen LV mit 20mm Pupillenabstand, allerdings kleinem Gesichtsfeld, oder TeleVue Nagler, deren Einblick mir bis hinunter zum 7 mm gefällt. Besonders gut finde ich in dieser Beziehung TeleVue Panoptic und Pentax XL. Bei beiden ist der Mensch das Maß der Dinge. Das große Gesichtsfeld von 65-68 Grad entspricht dem Bereich, den man bewußt wahrnimmt. Gleichzeitig ist der Pupillenabstand so groß, daß jeweils auch mit Brille das volle Gesichtsfeld sichtbar ist.
Das Pentax XL bietet einen einheitlichen Pupillenabstand von 20 mm – bis hinunter zum 5,2 mm Okular! Weiterhin bieten die Pentax eine aufwendige, verstellbare Augenmuschel. Voll eingeschraubt dient sie dem Brillenträger zur weichen Auflage der Brille. Wer ohne Brille beobachtet kann die Augenmuschel weit ausfahren und den Abstand individuell einstellen, bis Stirn und Nasenwurzel bei perfektem Einblick bequem anliegen.
Eine optimale Okularzusammenstellung muß Teleskop, Standort und die persönlichen Interessen berücksichtigen, ebenso den Geldbeutel. Zu letzterem sei angemerkt, daß das zweimal gekaufte Okular am teuersten kommt. Statt einem fein abgestuften Satz von 5 oder mehr Billigokularen sollte man sich das Ganze gut durchdenken, testen, und zunächst 2 oder 3 gute Okulare kaufen.
Es ist wichtig, ob ein Okular 40° oder 80° GO hat, ebenso machen 10 oder 15 mm Brennweite einen Unterschied. Ein Gesichtsfeld-Unterschied von 56° auf 58° oder der Brennweitenunterschied von 12 auf 13 mm sollte kein Argument sein. Selbst falls die Werte tatsächlich stimmen, sind in der Praxis Unterschiede in Korrektur und Einblickverhalten wichtiger.
Okular-
brennweite |
Austrittspupille AP mm bei einem Öffnungsverhältnis des Teleskopes von | |||||
mm | f/4 | f/4,5 | f/5 | f/6 | f/8 | f/10 |
2,5 | 0,6 | 0,6 | 0,5 | 0,4 | 0,3 | 0,25 |
4,0 | 1,0 | 0,9 | 0,8 | 0,7 | 0,5 | 0,4 |
5,0 | 1,3 | 1,1 | 1,0 | 0,8 | 0,6 | 0,5 |
6,0 | 1,5 | 1,3 | 1,2 | 1,0 | 0,8 | 0,6 |
7,0 | 1,8 | 1,6 | 1,4 | 1,2 | 0,9 | 0,7 |
8,0 | 2,0 | 1,8 | 1,6 | 1,3 | 1,0 | 0,8 |
9,0 | 2,3 | 2,0 | 1,8 | 1,5 | 1,1 | 0,9 |
10,0 | 2,5 | 2,2 | 2,0 | 1,7 | 1,3 | 1,0 |
12,0 | 3,0 | 2,7 | 2,4 | 2,0 | 1,5 | 1,2 |
14,0 | 3,5 | 3,1 | 2,8 | 2,3 | 1,8 | 1,4 |
16,0 | 4,0 | 3,6 | 3,2 | 2,7 | 2,0 | 1,6 |
20,0 | 5,0 | 4,4 | 4,0 | 3,3 | 2,5 | 2,0 |
25,0 | 6,3 | 5,6 | 5,0 | 4,2 | 3,1 | 2,5 |
28,0 | 7,0 | 6,2 | 5,6 | 4,7 | 3,5 | 2,8 |
32,0 | 8,0 | 7,1 | 6,4 | 5,3 | 4,0 | 3,2 |
35,0 | 8,8 | 7,8 | 7,0 | 5,8 | 4,4 | 3,5 |
40,0 | 10,0 | 8,9 | 8,0 | 6,7 | 5,0 | 4,0 |