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Offener Sternhaufen M 11

M 11 Aufnahme: 102 kB, Copyright (c) 1993, Association of Universities for Research in Astronomy, Inc
Aufsuchkarte: M 11 Aufsuchkarte: Vorsicht 605kB!

Die erste Beschreibung des Sternhaufens stammt von Gottfried Kirch aus dem Jahre 1681. Messier nahm den Sternhaufen im Mai 1764 in seine Liste auf. M 11 (NGC 6705) zählt mit rund 2900 Sternen zu den reichsten und kompaktesten Sternhaufen überhaupt. Im Zentrum finden sich in einem Kubikparsek 83 Sterne. Der Himmel über einem Planeten würde dort 40 Sterne heller als der Sirius zeigen. Das Alter des Sternhaufens beträgt rund 220 Millionen Jahre.

Visuelle Beobachtung

M11 ist eines der schönsten Deep Sky Objekte für praktisch alle Optiken. Die Helligkeit läßt vermuten, daß M11 mit bloßem Auge sichtbar ist; die helle Sternwolke, vor der er steht, macht eine solche Beobachtung aber schwierig. Um M11 sicher zu sehen, braucht man einen dunklen Himmel und gute Augen. Ich habe M11 bisher mit bloßem Auge nur gelegentlich und mit großer Mühe sehen können.

M11 ist ein außergewöhnlich reicher Sternhaufen, der ab ungefähr 3" in Einzelsterne aufgelöst werden kann und ab etwa 4" Öffnung und hoher Vergrößerung schon rund 100 Sterne zeigt. Bei gleicher Öffnung sind Refraktoren im Vorteil und zeigen M11 meist kontrastreicher als Spiegelteleskope. Ein einzelnen Stern achter Größe steht im südwestlichen Teil von M11 und ist bereits im Fernglas sichtbar. Dabei handelt es sich wahrscheinlich ein Vordergrundstern; ab 6" erscheint er orange.

Erst mit etwas größeren Fernrohren bemerkt man eine für offene Sternhaufen sehr ungewöhnliche Eigenschaft: mit Ausnahme des Vordergrundsternes scheint es keinen hellsten Stern zu geben, sondern die rund einhundert hellsten Sterne sind alle fast gleich hell, etwa zwischen 11 und 12m. Die gewohnte Helligkeitsverteilung - Sterne mit vielen unterschiedlichen Helligkeiten, dabei mehr schwache als helle - fehlt bei M11. So hat M11 im Sechszöller kaum mehr Sterne als im Dreizöller.

Erst mit hoher Vergrößerung kommen ab 6" auch schwächere Sterne dazu. Die Zahl der sichtbare Sterne nimmt mit der Größe vom Fernrohr stark zu. Mit 18" würde ich ganz grob etwa 300-400 Sterne schätzen, wobei es irgendwann schwierig wird, den Rand zu definieren, zumal die Umgebung sehr sternreich ist. Insgesamt hat M11 weit über 1000 Mitglieder. Der helle, orange Stern und der Sternreichtum von M11 erinnern stark an den offenen Stenhaufen M37 im Fuhrmann. Um beide Sternhaufen direkt miteinander vergleichen zu können, ist das ITV nicht der richtige Zeitpunkt; dies kann man sich mal für einen Herbstabend vornehmen, wenn beide Objekte etwa gleich hoch am Himmel stehen. Viele Beobachter sehen eine mehr oder weniger quadratische Form, für mich sieht M11 eher unregelmäßig aus.

Roger N. Clark hat in seinem - leider seit mehreren Jahren vergriffenen - Buch "Visual Astronomy of the Deep Sky" eine Beschreibung und eine Zeichnung von M11 präsentiert. Clark weist dort auf einen herzförmigen dunklen Bereich in der westlichen Hälfte von M11 hin. Diesen habe ich gelegentlich als solchen gesehen, bei meiner letzten Beobachtung habe ich das "Schwarze Herz" vergeblich gesucht, aber dafür andere dunkle Muster in M11 gefunden. Die Bezeichnung "Wild Duck Cluster" bezieht sich auf ein V-förmiges Muster von Sternen in M11, das an eine Gruppe fliegender Wildenten erinnert.

Mit etwas Phantasie erkennt man am Nord- und am Westrand je eine Sternkette, die sich im Nordwesten treffen und ein weit geöffnetes "V", bilden. Außerdem bilden einige helle Sterne im Zentrum von M11 ein schmaleres, aber ebenfalls undeutlich erkennbares "V". Welchem davon dem Sterhaufen seinen Trivialnamen zu verdanken hat, kann ich beim besten Willen nicht entscheiden.

Fotografie

Auch fotografisch ist M 11 ein sehr interessantes Objekt und für alle Brennweiten geeignet. Da der Sternhaufen mitten in der Schildwolke liegt, bietet es sich an, mit kürzeren Brennweiten die gesamte Sternwolke und deren Umgebung abzulichten. Selbst auf Übersichtsaufnahmen der Milchstraße, läßt sich M 11 leicht identifizieren, wirkt dort aber wie ein Kugelsternhaufen. Ab 200mm Brennweite läßt sich die Haufenstruktur schon erkennen. Empfehlenswert ist wegen des imposanten Hintergrundes auch die Verwendung eines Farbfilmes.

Stefan Schuchhardt / Karl Thurner


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